In Balance mit der Schwerkraft... veröffentlicht in Der Heilpraktiker

In Balance mit der Schwerkraft: Orientierung und Ordnung für ein gesundes Leben

Die Herausforderungen unserer Zeit führen zu zunehmenden körperlichen, psychischen und sozialen Belastungen. Vielen Menschen fehlt die Verbindung zum eigenen Körper, sie fühlen sich energielos und orientierungslos.

Trotz zahlreicher therapeutischer Ansätze erschwert die Kommerzialisierung des Gesundheitssektors den Zugang zu einem grundlegenden Verständnis für die Bedürfnisse des Körpers.

Dieser Artikel untersucht, wie die Schwerkraft als richtungsweisende Kraft zur inneren Stabilität beiträgt.


Stabilität gibt Sicherheit und Raum

Physikalische Gesetzmäßigkeiten geben eine wirkungsvolle Gebrauchsanleitung für den Menschen. Aus dieser Perspektive wird Gesundheit als ein Balanceakt sichtbar.

Wir können uns gut vorstellen, dass das Wohnen in einer Bruchbude mit schiefen und zugigen Wänden die Bewohner in innere Unruhe und dauernde Alarmbereitschaft versetzt.

 

 

Ganz anders ist das Erleben in einer gotischen Kathedrale. Die damaligen Dombaumeister sind heute noch bekannt für die grandiose Beherrschung der geometrisch-technischen Regeln der Steinkonstruktion.

Diese Bauwerke vermitteln durch ihre Konstruktion Offenheit, Freiheit und Helligkeit und eine besondere Energie im Inneren. 

 

Auch unser Körperhaus kann unterschiedlich beschaffen sein, windschief unter Druck sein oder feingliedrig gebaut und von besonderer Energie erfüllt. 

 

Wollen wir hinter dieses Geheimnis kommen, so betrachten wir unser Baumaterial, die Knochen, genauer. Sie sind die einzige feste Substanz im Körper, die der Schwerkraft standhalten kann und  perfekt für diese Aufgabe gebaut sind.

Dabei befinden sich die großen und dicken Bausteine der Wirbelsäule unten, zum Kopf hin werden sie immer kleiner und feiner.

Alle haben eine ebene Grundfläche, damit sie das ganze Gewicht von oben sicher aufnehmen können, um an den unteren Partner weiterzugeben.


Sie erschaffen eine innere Stabilität, wenn alle Mittelpunkte übereinander stehen, denn durch das Eigengewicht der Knochen in der Schwerkraftlinie entsteht Zentrierung und eine sich selbst tragende Säule. Das hat weitreichende Wirkung für den körperlichen, psychischen und geistigen Menschen.

 

Durch die zentrale Verankerungssäule geraten z.B. die Rippen in eine optimierte Position und erschaffen dadurch einen großen Innenraum für die Organe. Dies verändert auch die Lage von Gefäßen, Nerven und Energiebahnen und der Transport von Nährstoffen und Energie kann ungehindert fließen. 

 

Instabilität schafft Anspannung und Enge

Allerdings gerät bei den meisten Menschen die Plattform des Kreuzbeins in Schieflage, sodass die darüber liegenden Wirbelkörper dies mit Muskelspannung ausgleichen. Um ein freihändiges Gehen, also aufrecht auf zwei Beinen, zu ermöglichen, darf kein Teil wegrutschen, also werden sie fest aneinander gezurrt. Die Wirbelsäule krümmt sich zwar unter dem haltenden Zug, doch ist die Ausrichtung aufs Ganze gesehen, der Kopf bleibt über Becken und Füße, gegeben.

 

Die zentrale Ausrichtung erlernen

Die großen, schweren Äste eines Baumes werden durch die Verankerung mit dem Zentrum an die innere zentrale Kraft angeschlossen. Sie können dadurch weit ausladen und sich frei mit den Winden bewegen.
Genau dies wollen wir auch in unserem Körper - anmutig, frei und leicht bewegliche Arme und Beine. Eine zentrierte Verankerung ist für die Aufrichtung unbedingt erforderlich.

Sobald wir geboren sind, üben, lernen und erarbeiten wir uns als Menschen die Auseinandersetzung mit der Schwerkraft. Beim Lernen der ersten freien Schritte wird deutlich, dass eine perfekte Zentrierung und Verankerung im Inneren stattfinden muss, wenn das Kind seinen Halt im Außen aufgibt.  
Dazu sind wir mit einem unbestechlichen Wahrnehmungssystem ausgerüstet, das kleinste Ungleichheit im Körper als Veränderung des ‚Schwerkraftsgefühls  registriert  und ausgleichend reagiert. In dem Moment,  in dem alles ideal ausgerichtet und verankert ist, erleben Kinder die Leichtigkeit, um den nächsten Schritt zu machen. 

Diese Freiheit entsteht, wenn Muskulatur keine Spannung aufbaut, der Kopf lotrecht über dem Becken positioniert ist und dieses über der eigenen Unterstützungsfläche, den Fußsohlen, ruht. Kein Muskel muss als sichernde Zuggurtung anspannen, das knöcherne System steht in sich stabil. Das gesamte eigene Gewicht wird in den Boden abgeleitet und diese Spannungsfreiheit verleiht dem Kind nicht nur die Freude an der Bewegung, zudem vermittelt dieses besondere Gefühl Orientierung, innere Sicherheit und Klarheit.

Geschehen in dieser Übungsphase des Laufen Lernens ungezielte Bewegungen, bringen diese den ganzen Körper ins Wanken. Schreck erfüllt halten die Kinder sofort inne, nichts ist mehr im Außen wichtig. Sie nutzen das angeborene Wahrnehmungssystem, um sich wieder in ihren Ruhepunkt, die mittige Ausrichtung zu bringen. Erst wenn alles wieder stimmt, stehen sie wieder auf oder machen den nächsten Schritt. 

Verloren sein ohne Ausrichtung

Wir alle tragen, auch noch als Erwachsene, dieses Ordnungskonzept und dieses Wahrnehmungssystem in uns, doch achten wir in der Regel nicht auf die kleinen, muskulären Spannungsunterschiede, die die erste Schieflage ankündigen und ausgleichen, sondern lassen "es laufen" bis die sichernde Haltespannung so groß wird, dass wir von Schmerzen sprechen. 


Oft sagen Menschen über ihre Zipperlein: ‚das ist von alleine gekommen, es wird wieder von alleine gehen‘, doch das ist ein Irrtum. Dass im Alter Schmerzen dazugehören, muss auch nicht sein, wenn wir die Zusammenhänge verstehen.

 

Inneres Sicherungssystem reagiert feinfühlig

Der Körper besitzt ein autonomes System, eine innere Weisheit und gleicht damit die ersten Probleme der Schieflage aus. Doch macht er es auf basale Art, indem darüber gelagerte Körperregionen als ausgleichende Gewichte verschoben, gekippt oder gedreht werden, wodurch sich der Schwerpunkt erniedrigt. Über Muskelkraft zurrt er wackelige Teile aneinander, was die freie Bewegung einschränkt. In diesem Prozess verkleinern sich die Räume in den Gelenken, der Muskelfaser und auch der ganze Rumpfraum wird durch die Haltearbeit mit Spannung durchzogen.

Die oberste Aufgabe aller Muskeln ist das Rückenmark zu schützen, denn das Zentrale Nervensystem trägt die zentralen Lebensfunktionen. Durch unkontrollierte Bewegungen entsteht durch die Wucht eine große Gefahr, doch kann dann das autonome System durch ganz vehemente, starke Schmerzen die Notbremse ziehen, oder die komplette Bewegung durch eine Lähmung verhindern. 

 

Die zweite große Kraft in uns

Die Schwerkraft ist zweifellos die ordnende und gestaltende Kraft, doch ist mit ihr eine weitere wirkungsreiche Kraft verbunden, die wir auch durch Beobachten der Naturereignisse erkennen und verstehen können.

Welch erstaunliche, innere Kraft entwickeln Pflanzen, die sich durch Teerritzen schieben oder die Feinheit eines Blütenblattes hervorbringen. Wie können Pflanzentriebe sich einfach gegen die Schwerkraft erheben?

Diese unsichtbare Kraft, wirkt ständig und unermüdlich in jedem von uns, sie ist essenziell für unser Leben. Sie trägt uns durch den Alltag, stabilisiert uns bei jedem Schritt – und doch bleibt sie oft unbeachtet, wie ein stiller Begleiter im Hintergrund. Wir nehmen sie als selbstverständlich hin, bemerken ihre Bedeutung erst, wenn sie fehlt z.B. wenn wir ohnmächtig zu Boden sinken.

Sie steht in engstem Zusammenhang mit der Schwerkraft, was deutlich wird, wenn Kieselsteine in einem Glas Wasser hinunter sinken, denn dabei steigen gleichzeitig Luftblasen auf.
In der Physik spricht man von Auftriebskraft, im Menschen würde ich sie als von Innen aufrichtende Kraft, Lebendigkeit oder Lebensenergie bezeichnen.

Je umfassender (koordinierter) man sich der großen Kraft der Erde hingibt, desto befreiter, magischer fühlt es sich an. Jede Zelle wird erfüllt von der Auftriebskraft, energetisiert und verfeinert. Der Körper fühlt sich leicht und beschwingt an, der Mensch fühlt sich ungebunden und frei.
Hier berühren wir die östlichen Bewegungslehren, die über Gelassenheit den Energiefluss verbessern und durch Meditation sich nach Innen wenden und spirituelle Kraft erleben.

 

Können wir unser bisheriges Verständnis über Muskeln und Kochen verändern? Das ist die Hauptarbeit – unsere eingefahrenen, gewohnten Denkmuster erkennen!

Wie eine Faust, die zuerst einen Gegenstand festhält, um ihn auf dem Tisch sicher abzustellen, so brauchen auch die sich tragenden Knochen dieses Abstellen, dieses Öffnen und verlängern der Muskulatur. Können wir die Muskeln so nutzen, damit das Gewicht des einen Knochens sicher an die feste, stabil stehende Struktur des nächsten übergeben wird?
Es ist wie das innere Ja-Wort, ein verkörpertes Selbst-Vertrauen, denn wir kennen die große Ordnung und sind eins mit ihr. Dann vertrauen wir unserer selbst erschaffenen, inneren Stabilität. Das Selbstwertgefühl entsteht auf ganz natürliche Weise.

Muskeln sollten nur haltend reagieren, wenn die zentrale Verankerung sich lockert. Zu viel Muskelspannung verhindert die feine Auftriebsenergie, wodurch noch mehr Kraft für weitere Haltearbeit aufgewendet werden muss.

Doch in gesichertem Zustand darf Muskelarbeit die absichtsvolle Bewegung mit Freude am Tun ausführen. Ganz natürlich entsteht Begeisterung, Anteilnahme und Handlungswille.
Dieser Ansatz ist für Menschen mit psychologischen Problemen sehr hilfreich, bekommen sie doch über greifbare Strukturen wieder den Zugang zum eigenen Körper.

 

Ein Entwicklungsweg öffnet sich

Wir Menschen akzeptieren dankbar die autonome Überlebenssteuerung, doch können wir uns durch unser Reflektionsbewusstsein einem höheren Steuerungssystem zuwenden. Unsere Wahrnehmungsfähigkeit von Stabilität und Statik ist auch im Erwachsenenalter perfekt vorhanden, aber wir haben sie mit dem Denken überlagert. Die vielen Ablenkungen im Außen verhindern den Fokus nach Innen. Wir sind so von offiziellen Argumenten und theoretischem Denken überfüllt, dass das subjektive Spüren in den Hintergrund gedrängt wird, uns selbst sogar oftmals verunsichert.

Doch persönliche Entwicklung ist auf diesem Weg möglich: Wir kümmern uns selbst um unser Wohl, verbinden unseren Geist mit unserer körperlichen Wahrnehmung. Durch die achtsame Hinwendung an dieses ordnende Prinzip der Schwerkraft lernen wir wachsam auf die Reaktionen des Körpers zu antworten. Durch das große Wohlgefühl finden auch Hyperaktive zurück in ihren Körper, das eigene Verhalten kann so leichter erkannt und bewusst gesteuert werden.

Für die einfache Orientierung gilt: Da wo etwas weh tut, ist es zu eng. Bekommt diese Stelle wieder mehr Raum, verbessert und verfeinert sich die zentrale Verankerung.

Das koordinative Konzept kann man leicht verstehen, wenn man die einzelnen Knochen in die Hand nimmt. Das Begreifen verknüpft zusätzlich einen Wahrnehmungskanal mit der Logik. Eine bildliche Vorstellung vom Ideal zu bekommen, hilft enorm bei der Umsetzung, denn wir lernen am schnellsten über Bilder. Doch das größte Lob, eine positive Rückmeldung, bekommen wir sofort durch das unbeschreibliche, harmonische Gefühl. Dieses sollten wir als eine deutliche Führung annehmen und für unsere Weiterentwicklung nutzen.
Dieser Zustand des Einklangs zwischen Körper und Geist zieht uns in den Bann, verbindet mit höheren Dimensionen des Seins und setzt Potential frei für Inspiration und Intuition.

Treten wir innerlich zurück, so werden wir zum eigenen Beobachter unserer Anatomie. Ohne Wertung und Forderung erkennen wir den Istzustand unserer inneren Stabilität, sehen im Inneren die Kreuzung, an der wir falsch abgebogen sind und führen uns wieder bewusst zurück zur inneren Anbindung.
Wollen wir nicht länger in dem Feld der Spannungen leben, dann können wir dieses innere Gefühl als innere Stimme und Friedensschaffer nehmen, um stabil im Leben zu sein. 

 

Zusammenfassend:

Es braucht ein Umdenken in jedem von uns und in unserem Gesundheitssystem: 

  1. Betrachten, steuern und erleben wir die Wirbelkörper, wie ihr Name es sagt, als Säule.
  2. entlassen wir Muskeln aus der Haupthaltearbeit und geben diese Aufgabe den Knochen zurück. 
  3. Erschaffen wir durch innere Orientierung das eigene Selbstbewusstsein
  4. Nehmen wir den Raum als Basis für Gesundheit und als Grundlage für gute Funktion der Organe und Gefäße. 
  5. Vertrauen wir unserer inneren Weisheit und Wahrnehmung und respektieren wir die der anderen.
  6. Mischen wir uns in autonome Bewegungsabläufe ein und steuern sie bewusst, um eine höhere Entwicklung zu erreichen.
  7. Nehmen wir diese Idealkoordination als Grundlage für jede weitere Therapieform, um das Ergebnis der Behandlung zu potenzieren.

 

Veröffentlicht im Februar 2025 in Der Heilpraktiker – Fachzeitschrift für Natur- und Erfahrungsheilkunde

Quellenverzeichnis der Abbildungen:

8)    Glockenblumen - : kie-ker - Pixabay

3 -7, 9 – 11) Eigene Aufnahme (Gabriele Brunner-Huber)

 


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Gabriele Brunner-Huber

Gabriele Brunner-Huber, Heilpraktikerin (PT), Pfadfinderin für Harmonie im Körper,  

 

Als ganzheitliche Physiotherapeutin mit 35 Jahren Erfahrung bin ich deine Expertin, wenn es darum geht, Körper und Geist in Einklang zu bringen.

Meine Beratung geht über einfache Lösungen hinaus – sie ist darauf  ausgerichtet, die tiefere Verbindung zwischen dir und deinem inneren Gleichgewicht herzustellen.
In meinen spezialisierten Kursen teile ich nicht nur Wissen, sondern unterstütze dich auch dabei, eine Transformation in deinem Alltag zu erleben.

So kannst du deine Stabilität und Ausrichtung im Körper verstehen und verbessern, was sich positiv auf alle Aspekte deines Lebens auswirkt.

umfassende Stabilität im Leben macht Gesund!

Bist du schon auf dem Weg in deine eigene Mitte?!

UI FunnelBuilder

Lass dir die Knochen als tragendes System erklären, 

erwecke deine Wahrnehmung

spüre innere Stimmigkeit.

Stell dich stabil ins Leben

Blog erstellt von Gabriele Brunner-Huber