Was hält uns von innen aufrecht?

Was ist es, das uns Menschen aufrichtet – nicht nur im körperlichen Sinn, sondern ganzheitlich? Diese Frage begleitet mich seit Jahrzehnten, und sie führt immer wieder zu einem tiefen Verständnis darüber, dass unser Körper nur im lebendigen Zusammenspiel mit seinem geistigen und seelischen Anteil wirklich funktioniert.

Denn der Körper allein – ohne Bewusstsein – ist nicht lebensfähig. Das wird besonders deutlich, wenn wir auf Zustände wie Bewusstlosigkeit oder den Tod blicken: Der Körper ist noch da, doch das, was ihn belebt, fehlt.

Diese belebende Kraft ist nicht greifbar, nicht messbar – und doch ist sie der Motor unseres Seins.

Der erste Impuls: Bewegung beginnt im Geist

Bewegung macht das Leben sichtbar. Doch bevor ein Muskel zuckt, bevor eine sichtbare Geste entsteht, gibt es den allerersten Impuls – einen Gedanken, eine Absicht. Dieser geistige Impuls ist die Wurzel jeder Bewegung. Ich möchte etwas tun – und genau darin liegt die Verbindung von Geist und Körper.

Jede gezielte Bewegung ist Ausdruck von innerer Absicht.
Je klarer diese Absicht, je konzentrierter ihre Ausführung, desto präziser und müheloser wird die Bewegung.

Konzentration ist also nicht nur ein Geisteszustand, sondern ein körperlicher Wegweiser zur Effizienz.

Fundament Mensch: Aufrichtung durch Ausrichtung

Ein zentrales Bild meiner Arbeit ist der „Körperturm“: Stabilität entsteht, wenn die einzelnen Körperteile – vom Becken über die Wirbelsäule bis zum Kopf – exakt in der Mittellinie ausgerichtet sind.

Nur so kann der Mensch seine volle Aufrichtung erfahren, sich kraftvoll gegen die SchwSchwerkraft erheben.

Es gibt zwei Arten von Bewegung: Die, die eine Handlung ausführt, und die, die den Körper überhaupt erst in die Lage versetzt, handeln zu können.
Letztere ist die ursprüngliche Bewegung gegen die Schwerkraft – unsere tägliche stille Heldentat.

Ohne diese Fähigkeit könnten wir weder gehen noch greifen.

Weniger Kraft – mehr Aufrichtung

Der Körper liebt Effizienz. Je weniger Muskelkraft nötig ist, um stabil zu stehen, desto freier ist die Energie für alles andere – für Ausdruck, Kreativität, Lebensfreude. Ist die Mitte stabil, entsteht Raum für Ausdehnung. Das innere Wohlgefühl zeigt uns den Weg dorthin: Es ist unser natürlicher Kompass.

Eine feine, bewusste Bewegung bringt uns zurück in den Körper, zurück in den Moment.
Aus dieser Verbindung heraus entsteht Heilung – nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger und seelischer Ebene.

Das innere Bild vom Menschen

Ich arbeite mit dem Bild eines inneren Ideals – nicht als äußeres Schönheitsbild, sondern als energetische Ausrichtung. Dieses Ideal leitet uns in die Aufrichtung, in die Harmonie und in ein Leben, das sich leicht, frei und stimmig anfühlt.

Es geht mir um die innere Kraft, die wächst, wenn die Muskulatur frei gibt und die Knochen stabil aufeinander tragen. Daraus entsteht Halt – nicht nur körperlich, sondern im ganzen Sein.

Fazit

Was uns aufrecht hält, ist nicht allein Muskelkraft. Es ist das bewusste Zusammenspiel von geistigem Impuls, körperlicher Struktur und seelischer Energie.

Diese tiefe, innere Ordnung ist es, die dem Menschen Stabilität, Lebensfreude und schöpferische Kraft schenkt.

Wenn wir lernen, sie wieder zu spüren, verändern wir nicht nur unsere Haltung – sondern unser ganzes Leben.